Studie Web 2.0/barrierefrei zum Nutzungsverhalten von Menschen mit Behinderungen

Quelle: Pressemeldung AKTION MENSCH e.V. vom 15.03.11

Studie zu barrierefreiem Internet belegt: Menschen mit Behinderung nutzen das Internet und Web 2.0 überdurchschnittlich. Leichte Sprache ist wichtig

Es gibt viele Menschen mit Behinderung, die das Internet öfter nutzen als Menschen ohne Behinderung. Mit diesen Intensivnutzern hat sich eine erste umfassende Studie zum Nutzungsverhalten von Menschen mit Behinderung im Auftrag der Aktion Mensch befasst. Während der durchschnittliche Bundesbürger an 5,1 Tagen die Woche ins Netz geht, besuchten die hier befragten Nutzer mit Behinderung rund 6,5 mal in der Woche das WorldWideWeb. Menschen mit Behinderung übernehmen damit eine Vorreiterrolle bei der Aneignung und Nutzung von Web 2.0-Anwendungen.

Web 2.0 fördert gesellschaftliche Teilhabe

Mehr als 600 Nutzerinnen und Nutzer mit Behinderung nahmen an der Online-Umfrage teil und gaben detailliert Auskunft über ihre Nutzungsgewohnheiten. "Das Ergebnis dokumentiert, dass das Internet die selbständige Lebensführung aller Gruppen von Menschen mit Behinderung stärkt", so Iris Hobler von der Aktion Mensch. "Je nach Behinderung kann das Internet dazu beitragen, Beeinträchtigungen zu kompensieren. Sehbehinderte und blinde Onliner zum Beispiel nutzen das Web als wichtige Informationsquelle. Schwerhörige und gehörlose Befragte dagegen sehen darin vor allem ein Kommunikationsmittel und setzen Videos mit Gebärdensprache zur Verständigung ein".

Leichte Sprache - Zugewinn für alle

Insgesamt eröffnen die neuen Internet-Techniken vielfältige Chancen zur selbstbestimmten Beteiligung in allen Lebensbereichen - von der politischen Diskussion über Einkäufe und Behördengänge bis hin zu privaten Kontakten und Unterhaltungsangeboten. Nach wie vor aber verhindern komplizierte Registrierungsverfahren und Reklamationswege, die Potentiale des Internet voll auszuschöpfen.

Erstmals wurde mit der aktuellen Studie systematisch erfasst, wo und wie Internetnutzer Barrieren erfahren. Ein großes Hindernis stellen die so genannten Captchas dar. Das sind nicht-maschinenlesbare, optisch verzerrte Zahlen- oder Buchstaben-Grafikcodes, wie sie bei der Registrierung für Communities oder zur Nutzung von Bankmodulen vorgeschaltet sind. Aber auch Sprache und Texte bereiten vielen Menschen mit Behinderung größere Probleme als bisher angenommen. Dabei zeigt die Praxis, dass alle Nutzer eine klare und leichte Sprache bevorzugen.

Die Studie legt nahe, bei der Entwicklung von neuen Webangeboten die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit für alle Menschen im Blick zu haben. "Das Internet sorgt schon heute dafür, dass Menschen mit Behinderungen autonom und selbstbestimmt an der Gesellschaft teilhaben können", bilanziert Iris Hobler. "Ein barrierefreies Internet ist deshalb ein wichtiger Beitrag auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft".

Weitere Informationen zur Studie "Web 2.0/barrierefrei" entnehmen Sie bitte dem Download.

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